Von Wolfratshausen nach Bad Tölz

Tag 2 - von Wolfrathshausen nach Bad Tölz - wir sehen die Alpen

Nach dem Wiedereinstieg lies uns ein großteils sonniger Tag die Isarauen mit ihren tollen Aus- und Einblicken hautnah erleben. Auch durften wir endlich die Alpen sehen; speziell für mich ein Gänsehautmoment. Aber lest selbst.

Ein paar Zahlen:

Die Strecke als Route und als Höhenprofil:

Blick vom Malerwinkel auf die Isar
Blick vom Malerwinkel auf die Isar

Und es geht weiter – die Jungs sind wieder auf Tour. Der 21. September war gekommen und wir machten weiter, wo wir in jeder Hinsicht schmerzvoll geendet hatten.

Da sich unsere Anreise nun etwas verlängerte, immerhin lag unser Startpunkt in Wolfratshausen und nicht mehr in München, verlegten wir unseren heimischen Startpunkt nach Haßfurt, wo wir am Vorabend bei meinen Eltern übernachteten und somit morgens  45 min Anfahrtsweg sparten. Die Anreise verflog, gewohnt kurzweilig vor lauter Vorfreude, und schon bald stand unser Auto auf dem bewährten Parkplatz in München und wir setzten die Reise per U-Bahn zum Hauptbahnhof fort. Dort, noch kurz ein kleines Frühstück für unterwegs beim Bäcker eingepackt, bevor es in den Zug nach Wolfratshausen ging. Dort konnten wir schließlich da weitermachen, wo wir vor vielen Wochen mit großer Enttäuschung geendet hatten. Als Entschädigung strahlte uns die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel entgegen und die Wettervorhersage lies Kaiserwetter für die nächsten Tage erwarten.

Blick auf die Isar
Einer der vielen wunderbaren Blicke auf die Isar
Der Loisach-Isar-Kanal kurz vor der Mündung.
Der Loisach-Isar-Kanal kurz vor der Mündung

So begaben wir uns früh um 9.00 Uhr erneut, in den Fußstapfen von Ludwig Graßler, auf den Weg nach Venedig, hier in Wolfratshausen, wo wir Wochen zuvor mit hängenden Köpfen den Rückweg angetreten hatten. Unsere Laune stieg immer weiter, endlich auf dem Weg, die Vorortsiedlung von Wolfratshausen durchquerend. Nachdem wir den Loisach-Isar-Kanal ein kleines Stück auf seinem Weg begleitet hatten, verließen wir Wolfratshausen und betraten wieder die idyllischen Isarauen. So ging es im Schatten der Bäume, immer wieder Blicke auf die Isar erhaschend schnell weiter Richtung Gebirge. Ich konnte es kaum noch erwarten, die ersten Berge zu sehen, wenn heute auch nur aus der Ferne.

Der Weg war sehr abwechslungsreich, von kleinen ausgetretenen Pfaden entlang der Isar über weiche Waldwege bis hin zu Schotterstraßen. Die warme Luft umwehte uns mit wohlriechenden Düften der Natur, wenn auch hin und wieder der Duft der Kuhweiden uns die Nasen rümpfen lies. Es gab ständig was zu gucken und vor allem zu fotografieren. Das war auch auf der weiteren Tour immer der Grund, warum wir die vorgegebenen Zeiten meist deutlich überschritten. Ja, ok, in unserem Alter sind wir auch nicht mehr so schnell unterwegs, aber ich bleibe dabei, das Fotografieren war auch schuld, ehrlich. Bei den unzähligen Motiven, die uns ständig begegneten war die Versuchung einfach zu groß. Wenn nicht ich es war, dann hatte Oli die Kamera im Anschlag. So war es an diesem Tag im Nu 12.00 Uhr und der Hunger veranlasste uns, eine kleine Rast am Ufer der Isar einzulegen, wo wir kauend wie immer über das Kommende spekulierten und schwärmten. Doch es lagen noch viele Kilometer vor uns. So wie alle Flachlandetappen auf der Tour, war auch diese mit 27 km zwar eine der kürzeren, nichts desto trotz anstrengend. Zudem mussten wir mit den Kräften haushalten, denn die Berge mit ihren steilen Anstiegen warteten bereits auf uns.

Eine halbe Stunde später passierten wir daher schon Geretsried, eine beschauliche Ortschaft in den Auen der Isar. Über einen breiten Schotterweg ging es weiter, an der Tattenkofener Brücke vorbei.

Mittagspause am Ufer der Isar
Mittagspause am Ufer der Isar

Es folgt einer der wenigen kleinen Anstiege des Tages. Oben angekommen, konnte ich durch das sonnenbeleuchtete Laub ihn endlich erwischen, meinen ersten Blick auf die Berge. Ich war absolut fasziniert und nahm gar nicht wahr, wie weit sie noch weg waren. Ganz still und in Gedanken versunken beobachteten wir tief unten auf der Isar, wie ein Paddelboot lautlos an uns vorbei zog. Hier am berühmten Malerwinkel hat man einen erhabenen Blick über das wundervolle Tal und nicht umsonst war und ist dieser Platz seit Jahrhunderten bei Malern beliebt. Noch heute weiß ich genau wie sich das da oben angefühlt hat und irgendwie wünsche ich mir die Tour erneut anzugehen um all diese Eindrücke erneut erleben zu dürfen. Auch wenn ich gerade beim Schreiben dieser Passage noch die letzte Etappe vor mir habe, so beneide ich doch alle zukünftigen München – Venedig Wanderer.

Erster Blick auf die Alpen
Erster Blick auf die Alpen
Abstieg vom Malerwinkel
Steile Stufen führen vom Malerwinkel hinab

Nun war es schon 13.30 Uhr und wir hatten noch nicht mal die halbe Strecke geschafft und so ging es zügig die steilen Stufen des kleinen Waldpfades wieder hinab in die Auen. Hier, in dem unwegsamen Gelände, bestand auch Olis Knie seine Feuertaufe, von Schmerzen glücklicherweise keine Spur. Hatte uns doch die Angst vor einem erneuten Ausfall die letzten Wochen begleitet.

Unten angekommen ließ uns ein in tiefem rostrot leuchtender Bach erneut die Kameras zücken, bevor es über kleinen zugewachsenen Weg weiter ging. Immer wieder durchquerten wir Auenwiesen oder kleine Bachläufe, begleitet von den goldenen Strahlen der wärmenden Herbstsonne. Hin und wieder versperrte uns auch schon mal ein umgestürzter Baum den Weg und gab uns das Gefühl, in der Wildnis unterwegs zu sein.

Leuchtend roter Bach
Leuchtend roter Bach
Kaffeepause
Kaffee und Gebäck - Kaffeepause an der Isar

Als ich bei einer kleinen Kaffeepause (ja, wir haben wirklich einen Kocher mitgeschleppt) die letzten wunderbaren Stunden Revue passieren ließ, musste ich sagen, schon alleine das bisher gesehene war die Tour wert. Was erst werden die Eindrücke in den Bergen in mir auslösen? So lag ich in der warmen Herbstsonne in Gedanken versunken, begleitet vom Rauschen der Isar und träumte vor mich hin.

Träumen am Ufer der Isar
Träumen am Ufer der Isar
Hallo Kuh
Hallo Kuh

Wenig später verließen wir die verwunschenen Pfade der Auenlandschaft und mussten unsere bereits müden Füße mit nackten harten Asphalt strapazieren. Kurz nachdem wir beim Durchqueren der kleinen Ortschaft Rimslrain ein paar Kühen hallo gesagt hatten, erreichten wir eine Anhöhe. Auch wenn der Himmel nun nicht mehr ganz so strahlte, zogen doch nun endgültig die Berge unsere Blicke auf sich. Endlich sahen wir auch die Benediktenwand, an deren Fuße wir die übernächste Nacht verbringen würden.


Über harte Teerstraßen ging es nun noch eine Stunde weiter, immer der Blick magisch angezogen von ersten Bergen der Alpen, bis wir schließlich entlang des Isarstausees in Bad Tölz einliefen. Am Ortseingang stockten wir noch ein wenig unsere Vorräte auf. Glücklicherweise lag diesmal unsere Unterkunft auf der richtigen Seite der Ortschaft. Trotzdem mussten wir noch eine Weile suchen, bevor wir sie im Straßenwirrwarr der Vorstadt fanden. Nach den dringend nötigem Lüften der Füße und einer ausgiebigen Dusche begaben wir uns auf die Suche nach einer Wirtschaft, denn schließlich sollte unser Bärenhunger gestillt werden. In einem schönen Lokal genossen wir schließlich ein tolles Abendessen und planten voller Begeisterung den nächsten Tag, während uns das leckere Feierabendbier so langsam die Augen zufallen ließ. So wurde es auch nicht sehr spät bevor wir uns in die Kissen fallen ließen. Wäre da nicht der Vormieter des Zimmers ein Scherzkeks, gewesen, der scheinbar den Radiowecker auf 3 Uhr früh gestellt hatte. Es grenzte an Körperverletzung, wenn man aus dem wohlverdienten Tiefschlaf, von einer in voller Lautstärke plärrenden Helene Fischer gerissen wird. Oli lag danach noch eine Viertelstunde wach, aber nicht wegen des Schreckens, vielmehr vor Lachen über meine extreme Reaktion auf den nächtlichen Angriff. Ich glaube ich bin da noch heute traumatisiert und für Oli ist es der Running Gag der Tour. Wer den Schaden hat …

Blick auf die Benediktenwand
Wenn auch in weiter Ferne, Blick auf die Benediktenwand
Isarstausee Tölz
Isarstausee Tölz - Blick aufs Karwendel

So endete der zweite Tag unserer Tour mit vielen traumhaften Eindrücken und ohne gesundheitliche Probleme. Die Tour konnte also weitergehen und das Wetter sollte immer besser werden.