Tag 7 - von der Lamsenjochhütte ins Inntal
Der letzte Tag brachte leider einen Wetterumschwung. Doch trotzdem erwartete uns noch ein Highlight. Viel Spaß beim Lesen…
Ein paar Zahlen:
- 12 Kilometer
- 1.422 m runter
- Unterwegs: 4 Stunden
- Höhe Start: 1.949 m
- Höhe Ende: 565 m
- Höchster Punkt: Lamsenjochhütte 1.949 m
Die Strecke als Route und als Höhenprofil:
Als morgens der Wecker klingelte, brauchte ich noch nicht mal aufzustehen um zu sehen wie das Wetter war. Schon im Bett liegend konnte ich das stetige Trommeln des Regens an unserer Fensterscheibe hören. Ok, keine Sonnenaufgangsfotos heute. So beschlossen wir an diesem Tag auch mit den anderen zu frühstücken, vielleicht auch, um dem ungemütlichen Wetter noch ein wenig aus dem Weg zu gehen. Leider war das Frühstück hier auf der Hütte, wie es so oft auf Berghütten zu finden ist, teuer und nicht sehr umfangreich.
Um halb neun schließlich rafften wir uns auf und brachen auf. Nach kurzer Verabschiedung von den Anderen ging es dann raus. Kälte und Nieselregen erwartete uns und mit beschleunigten Schritten folgten wir der breiten Schotterstraße Richtung Tal. So kamen wir schnell voran. Nach einer halben Stunde steckte ich meine Hand in die Hosentasche, genervt von etwas, das ständig am Bein rieb. Dann kam einer dieser Augenblicke, den sicher jeder kennt. Mit starrem Blick zog ich ungläubig das aus meiner Tasche, was an dem nervigen Reiben Schuld war, unser Zimmerschlüssel von der Hütte. Siedendheiß lief es mir den Rücken runter und im Kopf überschlug ich die Optionen. Oli lachte sich nen Ast als ich ihm den Schlüssel hinhielt. Wir wägten ab, ob wir es riskieren sollten, darauf zu hoffen, beim Abstieg Wanderer auf dem Weg hoch zur Hütte zu treffen. Aufgrund des Wetters verwarfen wir die Idee allerdings. So freundete ich mich mit dem Gedanken an, meinen Fehler mit viel Schweiß gut zu machen. Ohne Gepäck und halb joggend ging ich zur Hütte zurück. Der Weg zog sich länger als gedacht und als ich völlig verschwitzt fast eine dreiviertel Stunde später wieder bei Oli war, war dieser schon völlig durchgefroren.
So ging es nach diesem Rückschlag zügig weiter bergab. Was dann kam, kann der ein oder andere schon vermuten. Klar trafen wir eine halbe Stunde später 2 Wanderer auf dem Weg zur Hütte, war ja klar. Aber wehe ich hätte mich drauf verlassen, dann wär sicher keiner gekommen.
Da der Regen ständig zwischen nieseln und stärkeren Tropfen schwankte, waren wir froh in einen Wald zu kommen, wo wir etwas geschützter waren. Hinweisschilder auf die Wolfsklamm ließen uns schließlich zur Entscheidung kommen, diese auch zu besuchen, um wenigstens ein Highlight an diesem tristen Tage zu haben. Eine gute Entscheidung, wie sich um kurz nach 11 Uhr herausstellte. Auch bei Regenwetter ist die Wolfsklamm absolut beeindruckend, wie die vielen Bilder hier im Beitrag beweisen.
Info: Wolfsklamm
Die Wolfsklamm ist eine wenige hundert Meter talwärts des Georgenbergs beginnende Schlucht, die der Stanser Bach in den Dolomitfels des Karwendelgebirges gewaschen hat. Sie führt bis zum Nordrand des Ortes Stans, den der Bach dann mit wenig Gefälle durchquert, und überbrückt dabei einen Höhenunterschied von 254 Metern. (Quelle: Wikipedia)
So standen wir immer wieder begeistert am Geländer und fotografierten die tosenden Wassermassen. Es sollte dann doch noch ein würdiger Abschluss für die diesjährige Traumtour werden. Diese endete schließlich um 12.00 Uhr mit dem Erreichen des Inntals in Stans mit dem Warten auf den Bus, der uns zur nächsten Bahnstation bringen sollte. Von dort ging es dann nach München zurück zum Auto.
Was für ein Start auf dem Traumpfad. Begonnen hatte es mit Regenwetter und einem verfrühten Abbruch in Wolfratshausen. Keine guten Vorzeichen also.
Doch beim zweiten Anlauf wurden wir mit Traumwetter und wunderschöner Landschaft belohnt.
Das erste große Ziel war mit dem Erreichen des Inntals geschafft. Wir hatten das Karwendel zu Fuß überquert, wenn wir auch einige Kilometer weiter östlich im Inntal als die eigentliche Route ankamen. Landschaftlich war es, wie ich heute auch aus persönlicher Erfahrung weiß, die deutlich schönere Route, als die Umgehung über Scharnitz.
Und wenn ich auch den ein oder anderen auf der Tour getroffen habe, der nur die Kerntour von Hinteriß bis Belluno gelaufen ist, so muss ich eine Lanze für die gesamte Route brechen. Natürlich sind die Berglandschaften nicht zu toppen, aber auch die Isartalauen waren etwas ganz Besonderes. Man wird sowohl konditionell als auch von den Eindrücken langsam an alles herangeführt. Nie werde ich das Gefühl vergessen, als ich das erste Mal die Alpen von den Hängen der Isar gesehen habe oder das Hochgefühl, den ersten Anstieg zum Brauneck bewältigt zu haben. Ok, jetzt im Nachhinein fühlt sich das alles besser an.
Das erste Jahr war für mich im Nachhinein gesehen etwas ganz Besonderes. Auf dem Traumpfad zu wandeln war für uns noch ganz neu. Natürlich waren die 3 weiteren Etappen unvergesslich und voller noch gewaltigerer Eindrücke, aber dieses jungfräuliche Gefühl wich nach und nach der erfahrenen Routine. Ich kann also jedem nur empfehlen, die Tour ganz zu laufen und sich von den Auen der Isar hineinführen zu lassen in die traumhafte Welt der Alpen.
Abschließend muss ich sagen, was sicherlich alle München – Venedig Geher bestätigen werden,
auf dem Traumpfad zu wandern kann man eigentlich nicht in Worte fassen, man muss es selbst erleben.
Danke sagen
Ganz zum Abschluß möchte ich noch ein großes Dankeschön loswerden. Dies geht an Kai Kachel, der uns nicht nur top beraten hat was die Umgehung des Schlauchkar betrifft, er stand uns auch die folgenden Jahre immer mit Rat zur Seite. Als erfahrener Bergfernwanderer für uns eine unheimlich wichtige Hilfe. Und ganz davon abgesehen wären wir vermutlich diesen Traumpfad nie gegangen wenn er uns nicht dazu inspiriert hätte.
Also Kai, vielen lieben Dank nochmal an dieser Stelle.
Um nicht zu verpassen wenn es weiter geht: