Tag 6 - von der Falkenhütte zur Lamsenjochhütte
Das unglaublich gute Wetter blieb uns auch an diesem Tag erhalten. Es ging weiter auf der Alternativroute in Richtung Inntal. Viel Spaß beim Lesen…
Ein paar Zahlen:
- Gesamtstrecke: 12 km
- 889 m hoch und
- 780 m runter
- Zeit unterwegs: 6 Stunden
- Höhe Start: 1.841m
- Höhe Ende: 1.949 m
- Höchster Punkt: 1.949 m - Lamsenjochhütte
Die Strecke als Route und als Höhenprofil:
Am nächsten Morgen musste ich schmunzeln, als ich schon früh wach war und mir meine Ohrenstöpsel rauszog. Übrigens ein sehr wichtiges Utensil auf den Hütten, denn vor allem in Mehrfachunterkünften ist Schnarchen ganz normal. Nachdem ich jedenfalls mich der Ohrenstöpsel entledigt hatte hörte ich neben mir lautes Schnarchen. Das Interessante war, dass sich neben mir eine Wand befand. So viel also zur Bauweise der Falkenhütte und der Wichtigkeit von Ohrenstöpseln.
In der Hütte ging es schon geschäftig zu und auch in unserem Zimmer waren alle wach. So mussten wir auch nicht leise sein und waren zügig für den Abmarsch bereit. Das Frühstück ließen wir wieder ausfallen, auch um vor dem Hauptpulk auf den Wanderwegen unterwegs zu sein.
Beim Hinausgehen und dem Blick nach Westen schweiften meine Gedanken ab, hinüber zum Karwendelhaus. Und wieder überkam mich ein wenig Wehmut darüber, den eigentlichen Weg nicht gehen zu können. Jahre später, 2016, übernachtete ich auf einer Karwendeltour auf dem Karwendelhaus. Auch da war der Schlauchkar zugeschneit und wir konnten in der Gaststube die verzweifelten Fragen der München Venedig Wanderer hören, die sie an den Wirt stellten. Sein eindringlicher Rat war aber unbeirrbar immer gleich, sie sollten unbedingt die Umgehung über Scharnitz nehmen. So gesehen begingen wir mit der Umgehung über die Eng die landschaftlich viel reizvollere Variante. Oli und ich haben uns aber fest vorgenommen, die Tour über die Birkarspitze noch nachzuholen.
Ein kleiner Nachtrag: 2018 versuchte Oli und ich es wirklich nochmal. Sicherheitshalber hatten wir einen Termin Ende Juli gewählt, um von Hinterriß, übers Karwendelhaus ins Inntal zu laufen. Und soll ich euch was sagen. Einen Tag bevor wir anreisten schneite es auf der Birkarspitze und wir mussten, nach einer Nacht, unverrichteter Dinge vom Karwendelhaus abziehen. Irgendwie soll es nicht sein. Aber ich gebe nicht so schnell auf. Irgendwann werde ich das Stück noch laufen.
Vor der Hütte erwartete uns wieder Traumwetter. Hier auf der Nordseite der Laliderer Wände lagen wir aber noch im Schatten und die Temperaturen waren entsprechend frostig. So ging es, nach einem kurzen steilen Abstieg, langsam abwärts am Fuße der hoch aufragenden Laliderer Wände. Eine halbe Stunde später erreichten wir dann nach einem kurzen Anstieg das 1794 m hohe Hohljoch. Von dort konnten wir einen letzten Blick auf die mittlerweile von der Morgensonne beschienene Falkenhütte erhaschen. Vor uns lang nun der Abstieg zur Eng. Die warmen Strahlen der Herbstsonne ließen uns kurz verweilen und unser Frühstück nachholen, bevor es stetig bergab ging.
Aufgrund der Höhe konnten wir hier oben schon die bunten Farben der Ahornbäume genießen, welche weiter unten erst einige Wochen später Scharen von Besuchern zum großen Ahornboden locken werden.
So stiegen wir den schmalen Weg bergab, und hatten wir bisher nur sehr vereinzelt Wanderer getroffen, so kamen uns jetzt stetig mehr kleine und größere Gruppen auf Ihrem Weg zur Falkenhütte entgegen. Der Weg schlängelte sich nicht zu steil durch schöne Almwiesen und die farbigen Ahornbäume setzten der traumhaften Aussicht noch das Sahnehäubchen auf. Kurz vor der Eng weitete sich das Tal zum großen Ahornboden und überall standen die berühmten Ahornbäume verstreut auf den Wiesen. Man merkte hier deutlich den Tourismus und die Hütten zur Einkehr waren kein Vergleich zur kargen Falkenhütte. Wir setzten uns für eine Buttermilch in die Sonne, welche uns als Stärkung für den nun folgenden langen Aufstieg diente.
Info: Großer Ahornboden
Der Kleine und der Große Ahornboden sind zwei landschaftlich beeindruckende Almböden mit alten Berg-Ahornbeständen im nördlichen Karwendel. (Quelle: Wikipedia)
Eine kurze Verschnaufpause wurde uns noch auf dem flachen Wiesenstück rüber zur Nordseite des Tales gegönnt. Dann ging es aber eine Forststraße im Schatten der Bäume zügig nach oben. Immer wieder boten sich schöne Ausblicke zurück auf die Eng und die umliegenden Berge, wie die Gumpenspitze. Bis zur Binsenalm auf 1500 m, welche wir um 12.00 Uhr passierten, herrschte noch reger „Wandererverkehr“ auf dem Weg. Danach wurde es deutlich ruhiger und wir begegneten fast nur noch Tourengehern.
Als wir um ein Uhr dann von der Forststraße auf einen schmalen Weg abbogen war es an der Zeit neben einem gurgelnden Bach eine kleine Mittagspause einzulegen. Immerhin hatten wir schon die Hälfte des Anstiegs geschafft und die Sonne hatte die Temperaturen kräftig nach oben steigen lassen.
Es folgte die nächste dreiviertel Stunde, dann aber noch mal ein kräftezehrender Anstieg hoch zum westlichen Lamsenjoch. Der schmale Pfad wand sich in den Almwiesen, teilweise mit Stufen ausgebaut, den Berg hoch. Oben am westlichen Lamsenjoch war es dann aber schon geschafft, denn von hier konnten wir die Hütte schon sehen. Wir brauchten zwar noch gut 20 Minuten, die aber nahezu ohne Höhenunterschied leicht zu bewältigen waren. So kamen wir ungewohnt früh zur besten Kaffeezeit an der Hütte an.
Wir wollten wieder schnell einchecken, um die schwere Ausrüstung los zu werden, mussten uns aber noch etwas in Geduld üben. Mein anfänglicher Ärger über das Warten an der unbesetzten Theke verflog schnell, als wir den Grund dafür sahen. Das Mädel, das dafür zuständig war, musste sich neben den neuen Gästen auch um das Bedienen und das Einschenken der Getränke kümmern. Da um diese Tageszeit noch einige Tagestouristen in der Gaststube saßen, hatte sie entsprechend zu tun. So wandelte sich mein Ärger in Bewunderung und Respekt über die Leistung, die diese Frau hier ablieferte. Schließlich fand sie auch für uns Zeit und wir konnten uns über ein Zweibettzimmer freuen, was auf Hütten eher die Ausnahme ist. Die Freude konnte uns auch nicht die fehlende Dusche auf der Hütte trüben. So saßen wir schnell mit einem Bier in der Hand draußen vor der Hütte und beobachten das Treiben. Man hatte hier einen sehr schönen Blick auf den Aufstieg zur Lamsenspitze, die ich auch zu gern angegangen hätte. Doch dafür war es heute schon zu spät.
Info: Lamsenspitze
Die Lamsenspitze ist ein 2508 m ü. A. hoher Berg im Karwendel in Tirol. Sie hat eine markante Ostwand, die sich über der Lamsenjochhütte (1953 m ü. A.) erhebt, ist aber von der Südseite recht einfach zu erreichen (Drahtseilsicherungen). In der Ostwand ist ein Klettergarten eingerichtet. (Quelle: Wikipedia)
Info Lamsenjochhütte
Die erstmals 1906 eröffnete Lamsenjochhütte ist eine Alpenvereinshütte der Sektion Oberland des Deutschen Alpenvereins in 1953 m ü. A. am Fuß der Lamsenspitze in einem weitläufigen Sattel mit Blick ins tief eingeschnittene Inntal. Quelle: Wikipedia
So verflog die Zeit bei interessanten Gesprächen wie im Flug. Nachdem die Temperatur draußen nach dem Verschwinden der Sonne rapide fiel, ging es in die Gaststube. Nach dem Abendessen musste ich beim gemeinsamen Würfelspiel mal wieder erkennen, dass Bluffen nicht mein Ding ist, sehr zur Belustigung der anderen. Es blieb für Oli und mich auch wieder ein wenig Zeit, uns der Sternhimmelfotografie zu widmen. Die Ergebnisse hier auf der Hütte waren aber leider aus verschiedenen Gründen nicht so gut. Leider erfuhren wir beim Wettercheck auch, dass uns das Traumwetter der letzten Tage nicht weiter begleiten würde. Für den nächsten Morgen war Regen angesagt. Gut, dass es unser letzter Tag war und wir auch nur wenige Stunden unterwegs sein werden. Trotz der schlechten Aussichten stellten wir den Wecker auf eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang, da wir zu diesem auf einem kleinen Berg neben der Hütte aufsteigen wollten.
Fast ist es geschafft, unser Weg über das Karwendel. Auch dies wird für uns ein unvergesslicher Tag auf dem Traumpfad bleiben.
Um nicht zu verpassen wenn es weiter geht: