Tag 16 - Alpenüberquerung von München nach Venedig
Von der Schlüterhütte zum Grödner Joch
Am 16. Tag wichen wir aufgrund einer Empfehlung vom München – Venedig – Tourenbuch ab. Die Etappe endete für uns nicht an der Puez Hütte, sondern ein Stück weiter am Grödner Joch. Eine der landschaftlich beeindruckendsten Etappen erwartete uns und trotz des langen Wandertags bei bestem Wetter gab es am Schluss noch einen Klettersteig als Bonus. Und dann wartete noch ein ganz besonderes Zusammentreffen auf uns.
Ein paar Zahlen:
- 18 Kilometer
- 1.041m hoch und
- 1.215m runter
- Zeit unterwegs: 9:00 Stunden
- Höhe Start: 2.301m
- Höhe Ende: 2.125m
- Höchster Punkt: Nives Scharte 2.720m
Die Strecke als Route und als Höhenprofil:
Inhalt
Etappen Kurzzusammenfassung:
Diese Etappe wartet mit nicht allzu vielen Höhenmeten auf. Lediglich knapp über 1.000 sind zu bewältigen. Allerdings kommen dann noch 1.200 Meter im Abstieg dazu. Die Wege sind meist kleine Bergwege die angenehm zu gehen sind. Auch ein kurzer Klettersteig ist zu bewältigen. Allerdings ist der selbst ohne Klettersteigset kein Problem. Als Lohn für die Mühen wartet am Ende des Tages ein grandioser Ausblick auf uns.
Auf zur Roa-Scharte
Auch am Tag 16 ging es wieder sehr zeitig ohne Frühstück los. Die Sonne ließ gerade die Berggipfel rot leuchten als wir uns wieder auf den Weg machten. Noch im Schatten liegend ließen wir die Schlüterhütte schnell hinter uns und ging unseren Pfad vom Vortag ein Stück zurück, bevor es dann rechts ab Richtung Grödner Joch ging. Der kleine Pfad schlängelte sich über Almwiesen dahin und schon bald hatten wir wieder den Peitlerkofel im Blick. Dahinter in weiter Ferne leuchteten die schneebedeckten Gipfel der Zillertaler Alpen zu uns herüber. Das Licht- und Schattenspiel auf den grünen Hügeln um uns herum war beeindruckend und veranlasste mich zu vielen Fotos.
Doch schon bald entschwand der Peitlerkofel vorerst einmal nach der Überquerung eines Kammes unseren Blicken. Dafür beeindruckten uns die Gipfel des Campiller Turms und Wasserstuhls. Das Kreuzjoch war in Sichtweite, aber auch die Roa-Scharte, unsere erste Herausforderung des Tages. Bei bestem Wetter flogen wir förmlich über den kleinen Bergweg. Schon bald machten wir in der warmen Morgensonne eine kleine Frühstückspause.
Vom Kreuzjoch aus ging es links weiter. Auf einem kleinen schroffen Pfad, der immer wieder Geröllfelder überquerte, querten wir die Hänge. Hier fanden wir auch in schattigen Plätzen ganze Haufen von dicken Hagelkörnern die wohl 1-2 Tage vor uns hier gefallen sind. Die Größe beeindruckte uns und ich möchte nicht wissen wie es sich anfühlt, von solchen Körnern bombardiert zu werden. Nun begann der Weg langsam anzusteigen, bevor er dann in ein steiles Zick-Zack von Serpentinen überging. Hier sahen wir auch eine der wenigen Gämsen auf unserer Tour. Der Anstieg zur Roa-Scharte stellte sich schließlich als weniger kräftezehrend heraus als gedacht. In unserem Rücken boten sich wieder traumhafte Ausblicke auf den Peitlerkofel und den Alpenhauptkamm.
Die Roa-Scharte
Kaum 3 Stunden nach unserem Aufbruch von der Hütte standen wir dann auf der Roa-Scharte. Nach Süden eröffnete sich uns ein weiterer Ausblick. Leider konnten wir diesen nicht sehr lange genießen, denn der frische Wind, der hier oben wehte, ließ uns schnell frösteln. Mittlerweile hatten uns auch die ersten Wanderer von der Hütte eingeholt, die wir freudig begrüßten.
Der Weg zur Nives-Scharte
Also ging es bald weiter Richtung Nives-Scharte, dem höchsten Punkt des Tages. Allerdings trennten uns nur noch 100 Höhenmeter davon. Zuerst wandte sich der Weg leicht bergab über Geröll, bevor wir 20 Minuten später an einem kleinen Klettersteig ankamen. Ein sehr einfacher Steig, der nicht unbedingt ein Klettersteigset benötigt, ein Helm ist jedoch kein Fehler. Oli ging zügig voraus und schon eine viertel Stunde später standen wir auf der Nives-Scharte.
Der Ausblick von hier war atemberaubend. Die Scharte selbst war ein großes Plateau mit 270 Grad Blick. Mit absoluter Faszination blickten wir auf die Rosengarten Gruppe und den mächtigen Sella Stock, welchen wir schon am nächsten Tag erklimmen wollten. Dahinter die Civetta Gruppe, an deren Fuße wir zwei Tage später entlanglaufen würden.
Mit Olis Telebrennweite konnten wir sogar den Gipfel des Piz Boe heranzoomen. Dort oben, am höchsten Punkt der München Venedig Alpenüberquerung würden wir am nächsten Tag übernachten. Ich bekam eine Gänsehaut als ich das Bild ansah und darüber nachdachte.
Abstieg zur Puezhütte
Nach den obligatorischen Bildern und einer kleine Stärkungspause ging es dann an den Abstieg zur 300 Höhenmeter tiefer gelegenen Puezhütte. Anfangs noch etwas steil und rutschig wurde der Weg schnell angenehmer zu gehen. Das war auch gut so, denn unsere Blicke schweiften ständig umher, um die beeindruckende schroffe Dolomitenlandschaft zu genießen. Ständig eröffneten sich neue Ausblicke und neben dem Staunen musste das natürlich auch alles in unseren Fotos festgehalten werden. Der beeindruckendste Blick für mich war jedoch ins Langental, an dessen Ende wir sogar Wolkenstein sehen konnten. Dahinter erhebt sich der gewaltige Langkofel. Die Seiten des Langentals mit ihren steil abfallenden Felswänden raubten mir fast den Atem. Kein Wunder, dass die Dolomiten zu den schönsten Bergen der Alpen zählen.
Die Puezhütte
Pünktlich zur Mittagszeit erreichten wir die Puezhütte und machten erst mal ausgiebig Rast. Sogar ein Mittagsschläfchen in der Sonne war drin. Die Berge um die Hütte gaben mir immer den Eindruck auf dem Mond oder Mars unterwegs zu sein, so unwirklich sahen ihre Gipfel aus. Wenn ihr sie seht, werdet ihr verstehen was ich meine.
Eigentlich wäre unsere Tagesetappe hier laut Tourenführer zu Ende. Doch aus zwei Gründen wird von vielen das Grödner Joch als Etappenziel empfohlen. Zum einen genoss die Puez Hütte zur Zeit als wir dort waren keinen guten Ruf, zum anderen hatten wir ja noch einen halben Tag Zeit um weiter zu wandern. Nachdem der bisherige Tag auch nicht sehr anstrengend war, bot sich das Weitergehen auch für uns an. So waren wir schon wieder kurz vor ein Uhr auf dem Weg und genossen noch eine ganze Weile den Blick auf das Langental.
Über das Crespeina-Joch und Cir-Joch zum Grödnerjoch
Den Rand des Langentals umgingen wir im großen Bogen, wobei es kaum Höhenmeter zu bewältigen gab. So dauerte es auch nur eine Stunde, bevor sich das Crespeina Joch vor uns erhob. Dieses war schnell über ein paar wenige Serpentinen erklommen. Dort oben kam es dann wieder zu einer der vielen netten Begegnungen der Tour. Wir kamen mit einer jungen Schwedin ins Gespräch, die hervorragend deutsch sprach. Wir erfuhren, dass sie im Sommer immer in den Alpen lebt, um Gruppen durch die Berge zu führen. Auf dem Crespeina Joch wartete sie mit Brotzeit auch auf ihre Gruppe. Sogleich bot sie uns Käse und Brot an und ließ sich nicht davon abbringen, dass wir was davon essen. Zeitgleich traf ein älterer Herr ein, mit dem wir auch ins Gespräch kamen. Er war ein Pensionär und ehemaliger Gebirgsjäger, den es noch immer in die Berge zieht. Ich erinnere mich noch gut wie er meinte, er könne zwar nicht mehr so schnell wie die jungen Leute, aber auch langsam kommt man ans Ziel. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube er war schon deutlich über 70 Jahre alt. So genossen wir den angebotenen Käse bei kurzweiliger Unterhaltung und tollem Rundblick. Die Puez Hütte lag nun jenseits des Langentals in der Ferne, umrahmt von den „Mondbergen“.
Das Cir-Joch
Eine halbe Stunde später ging es dann auf den letzten Teil der Tagesetappe. Über einen schmalen Pfad mit wenig Steigung ging es weiter Richtung Süden und Grödner Joch. Schon wenig später gelangten wir nach der Überquerung des Cir-Jochs in eine abstrakte Felslandschaft. Zwischen den scharfkantigen Felsen marschierend dauerte es nicht lange, bis sich ein atemberaubender Blick auftat.
Grödner Joch
Das Grödner Joch (Gadertal-ladinisch Ju de Frara, Gröden-ladinisch Jëuf de Frea; italienisch Passo Gardena) ist ein 2121 m hoher Gebirgspass in den Südtiroler Dolomiten. Er verbindet Gröden mit dem Gadertal bzw. die Gemeinden Wolkenstein und Corvara.
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Das Grödner Joch
Der Blick aufs Grödner Joch am Fuße des gewaltigen Sella-Stocks. Hier oben wirkte der Lärm der Autos und Motorräder noch so weit weg und wir genossen den Ausblick in Ruhe. Unten am Joch holte uns die Zivilisation mit ihrer lauten Hektik dann leider wieder ein. Während ich den Ausblick genoss ging mir ein Gedanke durch den Kopf: „Diesen großen Felsbrocken werden wir die nächsten ein-einhalb Tage überqueren“. Ein beeindruckender Gedanke.
Sellagruppe
Die Sellagruppe oder einfach Sella ist ein plateauförmiger Bergstock in den Dolomiten in Italien. Sie befindet sich zu Teilen in Südtirol, im Trentino und in Venetien. Höchster Gipfel der Gruppe ist der Piz Boè mit 3152 m s.l.m.
Dieser Text basiert auf dem Artikel Sellagrupe
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Uli - endlich zusammen unterwegs
Nachdem wir hier wieder Handynetz hatten, wurde es Zeit, einen wichtigen Anruf zu tätigen. Uli, unser Kumpel, der auf die Idee kam, die Alpenüberquerung von München nach Venedig zu machen, sollte hier zu uns stoßen. Die letzten Jahre war er immer unabhängig von uns gelaufen und hatte am Jahr zuvor am Grödnerjoch den Heimweg angetreten. Nun sollte er wieder zu uns stoßen und den Rest der diesjährigen Etappe mit uns gemeinsam gehen. Wobei Oli und ich von Belluno aus wieder nach Hause mussten, Uli hingegen bis Venedig durchlaufen wollte.
Nach dem Telefonat war klar, Uli war schon in Wolkenstein und wird in Kürze mit der Seilbahn hochkommen. Oli und ich beeilten uns also beim Abstieg zum geschäftigen Grödner Joch. Nachdem Uli noch einen Klettersteig machen wollte und ich auch noch nicht genug ausgepowert war, packte ich unten am Hotel schnell meine Klettersteigsachen und stieg wieder hoch zum Einstieg des Steigs. Oli ließ den Tag lieber ruhig ausklingen und wartete im Hotel auf uns.
Nachdem Uli es nicht mehr erwarten konnte, war er bereits in den Klettersteig eingestiegen und so traf ich ihn erst bei seinem Abstieg. Das war ein Willkommen, mitten in einem Steig. Ich ging auch noch schnell hoch auf den Gipfel, auf den der Steig führte, von wo ich beeindruckende Aufnahmen der ganzen Umgebung fotografieren konnte. Uli wartete unterdessen unten auf mich.
Gemeinsam ging es dann ins Hotel, wo sich schon Oli auf das Willkommen mit Uli freute. Das Hotel am Grödner Joch hatte den großen Vorteil, dass wir eine warme Dusche genießen konnten, bevor es zum wohlverdienten Abendessen ging. Mit einem traumhaften Blick vom Balkon ließen wir den Tag ausklingen, voller Vorfreude auf das, was uns am nächsten Tag erwarten sollte.
Fazit
Im Nachhinein betrachtet war dies einer der landschaftlich beeindruckendsten Tage der Tour. Das tolle Wetter tat das seinige dazu. Bezüglich der Puez Hütte kann ich nicht sagen, wie es heute aussieht. Aber von der Etappenlänge bietet sich das Weitergehen einfach an.
Uns hier geht es weiter zum nächsten Kapitel
Um nicht zu verpassen wenn es weiter geht: